In der deutschen Wirtschaft werden immer häufiger Revisoren gesucht, gerne auch mit Spezialisierungen, wie IT oder Recht. Viele potenziell Interessierte wissen jedoch nicht genau, was ein
Revisor eigentlich macht und welche Anforderungen es für diesen Beruf gibt. Auch bei der
Abgrenzung zu Controllern und Auditoren gibt es Klärungsbedarf. Dieser Artikel geht außerdem auf den Arbeitsmarkt und mögliche Aufstiegschancen ein.
Wege zum Beruf Revisor
Der Revisor ist in Deutschland
kein standardisierter Ausbildungsberuf, deshalb gibt es verschiedene Wege zu diesem Beruf. In der Regel ist Revisor die Bezeichnung für einen Mitarbeiter der Internen Revision oder Innenrevision eines Unternehmens, nur gelegentlich werden auch externe Wirtschaftsprüfer so genannt.
Häufig haben Revisoren ein
Fachhochschul- oder Universitätsstudium absolviert, z. B. Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftswissenschaften. Je nach Spezialisierung (s. u.) kommt auch ein IT-, Jura- oder Technikstudium in Frage. In jedem Fall ist ein wissenschaftliches Denken von Vorteil, weil sich Revisoren immer wieder in komplexe Strukturen und Sachverhalte einarbeiten müssen.
Zwar wird in vielen Stellenausschreibungen ein (betriebswirtschaftliches) Studium vorausgesetzt, doch haben
auch Quereinsteiger eine gute Chance auf eine Tätigkeit in der Internen Revision. Deshalb führt ein weiterer Weg in den Beruf des Revisors über eine kaufmännische Ausbildung und betriebswirtschaftliche Weiterbildungen. Nicht selten waren Revisoren zunächst als Unternehmensprüfer tätig. Aber auch ein Wechsel vom Controlling zur Internen Revision ist möglich.
Aufgaben des Revisors
In der Regel arbeitet ein Revisor in einer
Stabsstelle der Geschäftsführung, gelegentlich ist er auch dem Aufsichtsrat unterstellt. Allgemein gesprochen, unterstützt der Revisor die Unternehmensleitung bei ihren Kontroll- und Überwachungsaufgaben, die sie vor allem im Rahmen des Risikomanagements durchführt.
Interne Revision
Die Interne Revision entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA, als immer größere Unternehmen auch neue Strukturen für das Monitoring erforderten. Dort ist eine entsprechende Abteilung für viele Unternehmen vorgeschrieben.
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In Deutschland gibt es
weniger gesetzliche Regelungen. Eine betrifft Aktiengesellschaften: „Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden“, heißt es im § 91 Abs. 2 AktG (Aktiengesetz). Als ein solches Überwachungssystem wird üblicherweise die Interne Revision angesehen.
Als Begriff taucht die „Interne Revision“ im
Kreditwesengesetz (KWG) und im
Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) auf. Die Vorgaben in § 25a Abs. 1 Nr. 3 KWG zur Internen Revision zielen vor allem auf die Regelkonformität (Compliance) des Aufbaus und der Abläufe im Unternehmen sowie die Identifizierung, Überwachung und Kommunikation von Risiken ab. Für die Versicherungsbranche legt § 30 Abs. 2 VAG fest, dass die Interne Revision „ihre Prüfungsergebnisse und Empfehlungen direkt an den Vorstand“ berichtet.
Davon abgesehen, gibt es in nahezu allen Konzernen und großen Unternehmen sowie vielen mittelständischen Firmen eine Interne Revision. Auch im öffentlichen Dienst sind immer häufiger Revisoren zu finden.
Die wichtigsten
Aufgaben der Internen Revision sind:
- Prüfung auf korrekte Durchführung der internen Prozessabläufe und Erstellen von Berichten über den aktuellen Status, insbesondere der Defizite; Verfassen von Verbesserungsvorschlägen
- Prüfung auf Einhaltung der unternehmens-/konzerninternen Vorgaben oder Richtlinien sowie Veranlassen und Überwachen der gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen (Compliance)
- Durchführung von Sonderprüfungen und Risikoanalysen
- Bereitstehen als Diskussionspartner für das Management im Hinblick auf Analysen und Steuerungsmaßnahmen
- stetige Verbesserung der eigenen Arbeit
Zielsetzung der Internen Revision
Laut den Global Internal Audit Standards verbessert die Interne Revision die Organisation auf folgenden Gebieten:
- erfolgreiche Realisierung ihrer Ziele
- Governance-, Risikomanagement- und Kontrollprozesse
- Entscheidungsfindung und Aufsicht
- Reputation und Glaubwürdigkeit bei ihren Stakeholdern
- Fähigkeit, dem öffentlichen Interesse zu dienen
Wichtig ist den Standards zufolge auch, dass die Geschäftsleitung und/oder der Aufsichtsrat (oder vergleichbare Gremien) die Interne Revision nicht nur einsetzen, sondern ihre Arbeit auch unterstützen (u. a. durch Ressourcen) und ihre
Unabhängigkeit von den einzelnen Unternehmensbereichen gewährleisten. Zugleich steht die Interne Revision unter der Aufsicht durch das Leitungs- und Überwachungsorgane.
Abgrenzung Revisor, Controller, Auditor
Monitoringaufgaben in Unternehmen nehmen auch Controller und Auditoren wahr. Die Übergänge zwischen den Berufsgruppen sind fließend, aber es lassen sich auch Unterschiede benennen.
Schon vom Namen her ist die „Revision“ eine Tätigkeit, die sich Vorgänge und Prozesse „wieder ansieht“. Es erfolgt also üblicherweise
im Nachhinein eine Überprüfung, ob beispielsweise bei einer Ausschreibung alle gesetzlichen und unternehmensinternen Vorschriften eingehalten worden sind. Oft erfolgt die Überprüfung verschiedener Unternehmensbereiche unregelmäßig, sodass die Interne Revision als Steuerungsinstrument weniger gut geeignet ist. Dafür ist dann das Controlling da, das die Unternehmensleitung stets mit aktuellen Daten versorgt, auf deren Basis das Management Entscheidungen treffen kann. Revisoren und Controller verbindet, dass sie neben Ist-Soll-Vergleichen und dem Verfassen von Berichten meist auch eine Beratungstätigkeit gegenüber der Geschäftsführung wahrnimmt.
Auditoren sind in der Regel Externe, die Prozesse und unternehmensinterne Vorgaben oder Richtlinien auf die Einhaltung geforderter Standards überprüfen. Dies ist nicht selten mit einer Zertifizierung verbunden, beispielsweise nach ISO-Richtlinien. Der Revisor ist hingegen fast immer ein interner Mitarbeiter des überprüften Unternehmens. Sein Tätigkeitsfeld ist weiter gefasst, indem er alle Unternehmensbereiche – von Verwaltung/Buchhaltung/Rechnungswesen über die Produktion bis zu Einkauf und Vertrieb – unter die Lupe nimmt. Im Rahmen der Durchführung von internen Revisionen, die er auch plant und vorbereitet, prüft der Revisor u. a. die Einhaltung von Vorschriften, die Effizienz von Prozessen, Jahresabschlüsse, Steuererklärungen und -bescheide, er dokumentiert, erstellt Berichte und macht Verbesserungsvorschläge. Direkt der Unternehmensleitung unterstellt, ist er unabhängig von Fachvorgesetzten der einzelnen Abteilungen. Bei englischsprachiger Fachliteratur ist zu beachten, dass der Revisor im englischen Sprachraum als „internal auditor“ bezeichnet wird.
Empfohlene Skills für einen Revisor
Die
Global Internal Audit Standards nennen im Abschnitt „Ethik und Professionalität“ folgende wichtige Eigenschaften von Revisoren:
- integer: Sie sollen aufrichtig sein und berufliche Courage zeigen, etwa, wenn es um Fälle von Veruntreuung oder andere unternehmensschädigende Handlungen geht. Sie selbst sollen ein rechtmäßiges und ethisches Verhalten an den Tag legen.
- objektiv: Sie sollen die Prüfungsgegenstände objektiv beurteilen und offenlegen, wenn ihre Objektivität beeinträchtigt ist.
- kompetent: Um kompetent zu bleiben, sollen sie sich kontinuierlich beruflich weiterbilden.
- sorgfältig: Sie sollen die internationalen Standards einhalten und eine professionelle Skepsis entwickeln, wo Dinge im Argen liegen könnten.
- vertraulich: Dies gilt für die Verwendung und den Schutz von Informationen.
Die Leitung der Internen Revision sollte laut Global Internal Audit Standards zudem über
weitere Fähigkeiten verfügen:
- strategische Planung
- Ressourcenmanagement
- wirksame Kommunikation
- Qualitätssteigerung
Für Frauen und Männer, die den Beruf des Revisors anstreben, werden darüber und über die betriebswirtschaftliche Fachkompetenz hinaus oft noch folgende Skills empfohlen:
- sehr gutes Englisch (weil die Großunternehmen und Konzerne meist international agieren)
- Belastbarkeit, Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein
- Organisations- und Koordinationsfähigkeit
- logisches und vernetztes Denken, systematische Herangehensweise
- gute Kommunikationsfähigkeiten und Argumentationsgeschick
- gute Konzentrationsfähigkeit und Beobachtungsgabe (den Blick dafür, dass „etwas nicht stimmt“)
- Einfühlungsvermögen in Menschen in schwierigen Situationen
- Kenntnisse in Datensicherheit und -schutz, oft auch in MS Office und Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Software
Spezialisierungen
In großen und/oder international aufgestellten Unternehmen gibt es oft auch Revisoren, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisiert haben. Am häufigsten betreffen die
Spezialisierungen die Fachgebiete Informationstechnik (IT), Personal (Human Resources), Recht und Technik.
International tätige Konzerne müssen eine Vielzahl von gesetzlichen Vorgaben verschiedener Länder im Hinblick auf die IT erfüllen, so dass beispielsweise der Einsatz eines IT-Revisors sinnvoll ist. In Deutschland sind dies z. B. die Anforderungen des Telekommunikationsgesetzes, die sich immer mal wieder ändern, oder der EU-weit regulierte Datenschutz. Auch die Digitalisierung und das Outsourcing von Aufgaben an Externe bringen zahlreiche Risiken mit sich, die ein IT-Revisor prüfen sollte, um das Unternehmen vor Fehlentwicklungen zu bewahren.
Arbeitsmarkt und Aufstiegschancen
Da der Revisor kein Ausbildungsberuf ist, haben viele Arbeitnehmer, die über eine passende Qualifikation verfügen, den Beruf nicht auf dem Schirm. Zudem ist die Steigerung der Effizienz und Effektivität weiterhin ein wichtiges Thema in Unternehmen. Deshalb gelten die
Beschäftigungsaussichten für Revisoren allgemein als gut.
Zu den Bruttojahresgehältern von Revisoren gibt es unterschiedliche Angaben. Indeed.com nennt ein durchschnittliches
Grundgehalt von Revisoren in Deutschland in Höhe von 70.000 €. Gehalt.de (Stepstone) berichtet einen Medianwert von 82.675 €. Die Personalberatung Treuenfels kommt auf eine Gehaltsspanne von 60.000 € (Einstiegsgehalt) und 95.000 € (Spitzengehalt). Für Spezialisten, wie einen IT-Revisor, werden sogar 100.000 € als Spitzengehalt genannt.
Als
Aufstiegschance bietet sich zunächst, wenn die Interne Revision aus mehreren Personen besteht, die Leitung dieser Abteilung an. Wer längere Zeit in einem Unternehmen ist und durch die Tätigkeit als Revisor alle Unternehmensbereiche gut kennt, qualifiziert sich damit unter Umständen auch für den Aufstieg in die Geschäftsführung. Andererseits besteht die Möglichkeit, sich nach entsprechenden Weiterbildungen als Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater selbstständig zu machen.
letzte Änderung S.P.
am 29.04.2024
Autor(en):
Stefan Parsch
Bild:
Bildagentur PantherMedia / serggn
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Autor:in
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Herr Stefan Parsch
Stefan Parsch ist freier Journalist und Lektor. Er schreibt Fachartikel für die Portale von reimus.NET und Artikel über wissenschaftliche Themen für die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Für den Verein Deutscher Ingenieure lektoriert er technische Richtlinien. Mehr als zwölf Jahre lang war er Pressesprecher der Technischen Hochschule Brandenburg.
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