Die
digitale Transformation ist im Rechnungswesen der Unternehmen, in den Betriebs- und Wirtschaftsprüfungen angekommen. Es finden viele
Parallelentwicklungen statt, die wenig Beachtung finden. Besonders die Auswirkungen auf Betriebsprüfungen und Audits werden kaum diskutiert. Doch irgendwann wird der Zeitpunkt gekommen sein, dass Unternehmen ihre Digitalisierung soweit professionalisiert haben, dass Aufgaben von Betriebs- und Wirtschaftsprüfern wegfallen und sogar vollautomatische Audits zur Realität werden.
Durch die
Corona-Pandemie hat die digitale Transformation im Rechnungswesen noch einmal an Fahrt aufgenommen: Unternehmen haben erkannt, dass sie schneller auf Marktsituationen reagieren müssen. Dazu brauchen sie jederzeit valide Finanzdaten, um handeln zu können. Deshalb investieren sie nun in Cloud-Lösungen, Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Das belegen viel Studien und Umfragen, beispielsweise von BlackLine, PwC oder KPMG.
Eine parallele Digitalisierung findet bei
Betriebs- und
Wirtschaftsprüfern statt. 80 Prozent der Wirtschaftsprüfer sollen bereits digitale Datenanalysen, progressive Tools und Software einsetzen. PwC arbeitet beispielsweise mit einem automatisierten Datenmanagement. Das Programm "Adam" klassifiziert und auditiert Datenproben vollautomatisch KI-basiert. Zukünftig will PwC seinen Kunden eine vollständige, KI-basierte Prüfung der Aufzeichnungen in Echtzeit anbieten. Dazu kooperiert die Beratung mit Experten, wie dem Fraunhofer-Institut (Fraunhofer IAIS) und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).
Manager aus dem Rechnungswesen in Unternehmen, in den Betriebs- und Wirtschaftsprüfungen scheinen wenig Bezug auf diese Parallelentwicklung zu nehmen, ihre
Synergieeffekte oder
Auswirkungen zu diskutieren. Wenn Mandanten mit ihrer eigenen Digitalisierung noch nicht weit fortgeschritten sind, dann sind die neuen Systeme in den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vom großen Vorteil. Doch was passiert, wenn Unternehmen externe Prüfer bei der Digitalisierung übertreffen und beispielsweise beginnen, ihre Transaktionen in einer Blockchain abzubilden?
Blockchains im Rechnungswesen könnten externe Prüfungen abschaffen
Der größte
Vorteil der Blockchain für das Rechnungswesen ist, dass die Technologie die Chronologie der Transaktionsdaten in der Blockchain-Kette unveränderbar darstellt. Sie kann also im Nachgang nicht manipuliert werden. Wie könnte das in der Praxis aussehen?
Anstatt eine doppelte
Buchführung auf Basis von
Transaktionsbelegen zu führen, werden Mitarbeiter – sogar von verschiedenen Standorten aus – ihre Transaktionen direkt in ein gemeinsames Register schreiben und so ein ineinandergreifendes System dauerhafter Buchungssätze schaffen. Da alle Einträge
kryptografisch versiegelt sind, ist eine Verschleierung von Finanzaktivitäten praktisch unmöglich. Das wäre wie eine beglaubigte Transaktion - nur auf elektronischem Wege.
Das bedeutet zum einen, dass Unternehmen zukünftig in
Echtzeit auf transparente, fehlerfreie und glaubwürdige Finanzdaten zurückgreifen können – auch, wenn sie international aufgestellt sind. Zum anderen hätte ein solch neuer Prozess im Rechnungswesen große Auswirkung auf Betriebsprüfungen und externe Audits.
Denn die Blockchain-Technologie würde den Prüfern ermöglichen, einen Großteil der wichtigsten Daten hinter den Abschlüssen
automatisch zu verifizieren. Die Kosten und der Zeitaufwand für die Durchführung einer externen Prüfung würden für Unternehmen deutlich sinken.
Zudem entfaltet die Blockchain ihr größtes Potenzial, wenn sie mit anderen innovativen Technologien verbunden wird, zum Beispiel mit
Automatisierung und
künstlicher Intelligenz. So könnten Blockchain-Transaktionen zukünftig auch mit Verträgen oder Informationen wie regulatorische Anforderungen verknüpft werden. Das wird dem Management von Unternehmen noch mehr Kontrolle und Sicherheit – auch in Bezug auf Compliance oder Corporate Governance – geben.
Die Blockchain-Technologie erhöht so weiter das Vertrauen in Transaktionen und deren
Sicherheit – und
eliminiert Betrugsfälle. Mit diesen neuen Methoden werden Unternehmen in der Lage sein, selber transparente und vertrauenswürdige Finanzberichte zu erstellen. Am Ende des Weges könnten sogar vollautomatische Audits zur Realität werden. Dadurch werden Aufgaben von Betriebs- und Wirtschaftsprüfern wegfallen.
Technologische Entwicklungen aller Parteien im Auge behalten
Die Realität zeigt jedoch, dass der Einsatz der Blockchain-Technologie in Unternehmen ein langer Prozess sein und noch viele Jahre dauern wird. Das liegt zum einen daran, dass bestehende Systeme noch nicht optimal mit der Blockchain-Technologie zusammenarbeiten. Auch fehlt es den Datenverarbeitungsprogrammen an
Geschwindigkeit und
Speicherkapazität, um die langen Transaktionsketten zu verwalten. Darüber hinaus steckt die Blockchain-Technologie selber noch in den Kinderschuhen. Um wirklich ein integraler Bestandteil des Finanzsystems zu werden, muss Blockchain weiter standardisiert, reguliert und optimiert werden.
Trotzdem sollten sich Betriebs- und Wirtschaftsprüfer schon heute darüber Gedanken machen, wie sie die digitale Transformation im Rechnungswesen der Unternehmen zukünftig sinnvoll ergänzen können. Sie sollten sich zunehmend auf die richtige
Interpretation der Unternehmensdaten konzentrieren. Wirtschaftsprüfer könnten verstärkt ihre spezialisierten Kenntnisse, ihr Urteilsvermögen und ihren Geschäftssinn einbringen und den Fokus auf die Beratung der geschäftlichen Zukunft ihres Mandanten legen. Das kann strategische Finanzberatung oder
Risikomanagement beinhalten.
Auch sollten Betriebs- und Wirtschaftsprüfer und Finanzmanager in Unternehmen die
Digitalisierung, die Entwicklung und den Einsatz der Blockchain-Technologie der jeweiligen anderen Parteien im Auge behalten. Damit Systeme, in die man heute investiert, auch zukünftig mit den Technologien der externen Partner oder Behörden kompatibel und für die Blockchain gerüstet sind.
letzte Änderung M.B.
am 29.01.2024
Autor(en):
Magnus Bilke
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Autor:in
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Herr Magnus Bilke
Magnus Bilke ist Geschäftsführer von DONE!Financials, einem Beratungsunternehmen für Finanzwesen und Buchhaltung. Der sehr erfahrene Profi ist seit über 18 Jahren im Accounting tätig. Dabei war er in der Vergangenheit nicht nur als Head of Accounting tätig, sondern verantwortete in einigen Unternehmen auch das Personalmanagement.
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